„Junge Talente sind unse­re Zukunft“

Bianchi-CEO Luca Bianchi spricht über sei­ne Verbindung zu den Kochnationalmannschaften, sei­ne Faszination für Japan und das spe­zi­ell­ste Produkt, dass er je für Kunden auf­trei­ben musste.

Luca Bianchi, Ihr Unternehmen unter­stützt die Schweizer Kochnationalmannschaften seit fast zehn Jahren. Warum liegt Ihnen die­ses Engagement am Herzen?

Wir glau­ben fest dar­an, dass jun­ge Talente die Zukunft unse­rer Branche sind. Die Förderung des natio­na­len Nachwuchses ist nicht nur eine Investition in die näch­ste Generation von Spitzenköchen, son­dern auch ein Beitrag zur Weiterentwicklung unse­rer kuli­na­ri­schen Kultur. Es ent­ste­hen dadurch wert­vol­le und lang­fri­sti­ge Beziehungen.

Ist Ihnen ein Erlebnis mit den Teams in beson­de­rer Erinnerung geblieben?

Ja, zum Beispiel ein Grillabend am Hauptsitz von Electrolux. Wir haben dort viel Zeit mit den Teams ver­bracht und zusam­men gegrillt. Besonders impo­niert hat uns, wie engagiert die Mitglieder der Teams in ihrem Wettbewerbseinsatz sind, wäh­rend sie gleich­zei­tig ihre regu­lä­ren beruf­li­chen Verpflichtungen erfül­len. Diese aus­ser­ge­wöhn­li­che Doppelbelastung und die Leidenschaft, mit der sie ihre Aufgaben ange­hen, sind wirk­lich beeindruckend.

Die Mannschaften haben sich im Sommer für die Vorbereitungen auf den Culinary World Cup 2026 neu for­miert. Was trau­en Sie den Teams zu?

Die Schweizer Mannschaften haben stets vor­ne mit­ge­mischt, was ich ihnen auch dies­mal zutraue. Das Niveau in den Schweizer Küchen gehört welt­weit zu den höch­sten, was sich in der Qualität und gros­sen Vielfalt widerspiegelt.

Als CEO von Bianchi hal­ten Sie stets Ausschau nach den neue­sten Trends und Produkten. Was haben Sie zuletzt Spannendes entdeckt?

Meine Inspirationen und neue Trends fin­de ich vor allem beim Reisen, aber auch im Austausch mit unse­ren Kunden. In mei­ner Freizeit besu­che ich oft Spitzenrestaurants oder Foodmärkte, um mei­nen Wissenshorizont kon­ti­nu­ier­lich zu erwei­tern. Im ver­gan­ge­nen Jahr konn­ten wir bei­spiels­wei­se beim grön­län­di­schen Toprestaurant Koks einen Taucher als Lieferanten für Seeigel und Langustinen gewin­nen. Wir ver­su­chen, nie ste­hen zu blei­ben und uns immer weiterzuentwickeln.

Gibt es ein Land, wel­ches Sie in kuli­na­ri­scher Hinsicht beson­ders fasziniert?

Am mei­sten beein­druckt hat mich mei­ne Reise nach Japan. Das kom­pro­miss­lo­se Qualitätsdenken, das dort herrscht, ist ein­zig­ar­tig. Besonders fas­zi­nie­rend ist die Tatsache, dass vie­le Lebensmittel, vor allem Fisch und Meeresfrüchte, roh kon­su­miert wer­den und somit höch­ste Frische erfor­dern. Die Vielfalt der Menüs ist unüber­trof­fen und bie­tet kuli­na­ri­sche Erlebnisse der beson­de­ren Art. Ich kann jedem nur emp­feh­len, ein­mal nach Japan zu rei­sen, um die­se spe­zi­el­le Kultur und die beein­drucken­de Gastronomie selbst zu erleben.

Mussten Sie schon ein­mal einen Spezialwunsch der Kochnationalmannschaften erfül­len und ein beson­de­res Produkt auftreiben?

Ein Erlebnis bleibt mir in beson­de­rer Erinnerung: Beim Culinary World Cup in Luxemburg gaben wir einem hol­län­di­schen Lieferanten auf dem Retourweg einen Zander aus der Schweiz mit. Der Lieferant hat ihn dann für uns über die Grenze zum Wettkampf gebracht, damit das Team von der maxi­ma­len Frische des Fisches pro­fi­tie­ren konn­te. Der Einsatz hat sich gelohnt: Das Gericht bekam die Bestnote.

Welches ist das spe­zi­ell­ste Produkt, das Sie je für die Gastronomie besor­gen konnten?

Meistens sind wir bei Food Festivals spe­zi­ell gefor­dert, wo vie­le inter­na­tio­na­le Grössen anwe­send sind – etwa beim Epicure im «The Dolder Grand» oder beim St. Moritz Gourmet Festival. Die Köche wün­schen sich dann die glei­chen Produkte, die sie zuhau­se ver­ar­bei­ten. Da muss man schon ein­mal eine neu­see­län­di­sche Grünlippmuschel aus einer spe­zi­el­len Bucht impor­tie­ren. Sie ist bekannt für ihren zar­ten Geschmack und ihre feste Textur und wird oft roh ser­viert. Solche Herausforderungen kosten manch­mal Nerven, machen aber auch rie­si­gen Spass.

Gleichzeitig lässt sich in der Gastronomie ein Trend hin zu mehr Regionalität beob­ach­ten. Spüren Sie dies ebenfalls?

Absolut. Deshalb ver­fol­gen wir vie­le loka­le Geschichten und pfle­gen enge Partnerschaften mit ­Bauern und Züchtern. Aus die­ser Zusammenarbeit sind beson­de­re ­Produkte wie das Alpstein-Poulet, das Thurgauer Apfelschwein und das Appenzeller Kräuterlamm ent­stan­den. Unser Fischer auf dem Zugersee hat bereits mit drei Generationen Bianchi zusam­men­ge­ar­bei­tet. Er geht auf die 80 Jahre zu und fischt wäh­rend der Saison immer noch täg­lich Felchen für uns und unse­re Kundschaft.

Sie sind Experte für Fisch und Meeresfrüchte. Was liegt in die­sem Bereich im Trend?

Durch die Globalisierung und Internationalität des Standortes Schweiz haben es vie­le Trends auch in die Schweiz geschafft. Ein gutes Beispiel ist das Ceviche, ein perua­ni­sches Gericht aus rohem Fisch oder Meeresfrüchten. Kingfish, Suzuki oder Madai Doraden eige­nen sich super für den rohen Konsum. Das sind alles Fische, wel­che gera­de en vogue sind.

Sie arbei­ten mit Spezialitäten aus der gan­zen Welt – was gibt es bei Ihnen nach einem lan­gen Arbeitstag zum Znacht?

Zum Znacht wer­de ich oft von mei­ner Freundin ver­wöhnt. Ich brin­ge die Produkte nach Hause und sie zau­bert etwas Leckeres auf den Tisch. Oft kochen wir auch gemein­sam und rich­ten uns nach sai­so­na­len Produkten. Spargeln sind zur­zeit hoch im Kurs. Auch sam­meln wir ger­ne selbst Bärlauch im Wald und machen ein Pesto daraus.