Die Produzenten der Starchefs

Nur bei Bianchi: Thurgauer Apfelschweine

Dario Bianchi auf dem Bettenhof der Siegenthalers im Thurgau, wo Schweine mit Apfeltrester gefüt­tert werden.

19. Juni 2021
Text: Kathia Baltisberger Fotos: Fabienne Bühler

Beruhigendes Futter. Als die Tür auf­geht und der Besuch rein­kommt, suchen die Ferkel zunächst das Weite. Um nur weni­ge Sekunden spä­ter doch ganz gwund­rig zu schau­en, was da los ist. Manuela und Silvio Siegenthaler züch­ten Schweine auf dem Bettenhof in Friltschen TG. Ein inno­va­ti­ver Hof. Seit meh­re­ren Wochen füt­tern Manuela und Silvio die Schweine mit Apfeltrester, den Pressrückständen aus der Apfelsaft-Produktion der Mosterei Möhl. Der Trester wird dem Futter bei­gemischt und schon nach kur­zer Zeit zeigt die Ernährungsumstellung Wirkung. «Die Tiere sind viel ruhi­ger», beschreibt Silvio Siegenthaler sei­ne Beobachtungen.

Ballaststoffreich: Der Apfeltrester ist grob­fas­rig und schmeckt wie getrock­ne­te Apfelringe, aber weni­ger süss.
Die Schweine lie­ben es, wenn Silvio Siegenthaler mit dem Wasserschlauch kommt.

Brownie und Baileys. Jetzt ist Dario Bianchi, Co-Geschäftsführer des Delikatessenhändlers Bianchi, zu Besuch. Er will sich ein Bild vom Betrieb, den Züchtern und den Tieren machen. Denn Bianchi nimmt die soge­nann­ten Thurgauer Apfelschweine ins Sortiment auf. «Wir kau­fen gan­ze Tiere, 35 pro Woche.» Auf dem Bettenhof befin­den sich 190 Muttersäue, jede Woche kom­men rund 100 Ferkel zur Welt. Pro Jahr sind es etwa 5500. Etwa ein Drittel bleibt auf dem Bettenhof, die ande­ren kom­men in ande­re Betriebe. Bei den Masttieren han­delt es sich um eine Kreuzung aus Edelschwein (Mutter) und Duroc (Vater). Die mei­sten sind ganz hell, zwi­schen­durch ent­deckt man auch eins mit dunk­len Punkten. «Da schlägt der Vater etwas stär­ker durch», erklärt Siegenthaler. Die mei­sten Ferkel kom­men durch künst­li­che Befruchtung zustan­de. Auf dem Hof leben aber auch zwei Eber: Brownie und Baileys.

Bei den brau­nen und gepunk­te­ten Ferkel kommt der Duroc-Vater bes­ser durch.
Schweine sind neu­gie­ri­ge und intel­li­gen­te Tiere.
Auf dem Bettenhof kom­men jede Woche rund 100 Ferkel zur Welt.

Fressen ohne Stress. Das Futter kommt über die auto­ma­ti­sche Fütterungsanlage in die ver­schie­de­nen Bereiche der Stallungen. Über ein Pendel kön­nen die Schweine ihr Futter in den Trog las­sen. «Würde man das gesam­te Futter in einen Trog geben, kämen alle auf ein­mal zum Fressen. Das wäre ein gros­ser Stress für die Tiere. So kann jedes Tier sel­ber fres­sen.» Stupst das Ferkel den Hebel fürs Wasser an, ent­steht eine Art Porridge. Der Trester saugt viel Wasser auf und hat eigent­lich wenig Nährwerte. Es ist eine Art Diätfutter. Beim Schweinefleisch will man vor allem intra­mus­ku­lä­res Fett. Das hat vor allem mit der Genetik zu tun und geschieht über die Zucht. Das Auflagenfett soll gering gehal­ten wer­den. «Die Schweizer schnei­den das ja sowie­so ab», weiss Dario Bianchi über die Gewohnheiten der Konsumenten.

Silvio Siegenthaler küm­mert sich mit viel Hingabe um die Tiere.

Trester aus dem Thurgau. Der Bettenhof ist ein Vorzeigehof und war prä­de­sti­niert für das Projekt. Die Familie hat viel in den moder­nen Betrieb inve­stiert. In die auto­ma­ti­sche Futtermaschine und eine Photovoltaikanlage. Als die Anfrage kam, muss­ten sie nicht lan­ge über­le­gen. «Ich fand die Idee der Thurgauer Apfelschweine sehr cool. Wir sind hier im Herzen des Thurgaus, dem Apfel-Kanton», sagt Siegenthaler. Wichtig sei aber, dass der Trester auch immer aus dem Thurgau stam­me. Deshalb arbei­tet man mit der Möhl AG zusam­men, die auch die Mengen das gan­ze Jahr garan­tie­ren können.

Wellness Time: Silvio strie­gelt Eber Brownie.
Die Tiere haben aber auch die Möglichkeit sich selbst etwas Gutes zu tun.

Produkte mit Geschichte. Reaktionen auf das Projekt gibt es noch nicht. «Wir haben das noch nicht an die gros­se Glocke gehängt.» Das dürf­te sich jetzt ändern, wenn Bianchi das Fleisch der Thurgauer Apfelschweine den Starchefs feil­bie­tet. Auch eine Bratwurst-Rezeptur gibt es bereits. Mit Röstzwiebeln und sau­rem Most. «Wir sehen Potenzial in Produkten mit sol­chen Geschichten. Auch in der Gastronomie geht der Trend in die­se Richtung. Und es ist auch ein Schritt, dem Schweinefleisch wie­der eine Wertigkeit zu geben», sagt Dario Bianchi.