Perfekt ver­netzt:
So wird die Pouletmast «inter­es­sant»

Ein Qualitätslabel, die Rückverfolgbarkeit bis auf den Hof, der idea­le Vertriebspartner und ein Grosskunde, der inter­na­tio­nal tätig ist – aus die­sem Mix gene­rie­ren Sepp und Evelyne Manser einen Teil ihres Lebensunterhalts.

Die Einladung zum Lokaltermin beim Produzenten kam aus Berlin. Das sticht ins Auge, geht es doch um die Adresse Schwendetalstrasse 54 zwi­schen Schwende und Wasserauen. Tatsächlich war ein Vertreter von «HelloFresh» mit einem Kamerateam ange­reist, um mit eige­nen Augen zu sehen, wie das «Alpstein Poulet» pro­du­ziert wird. Das Unternehmen ver­sen­det via Internet Kochboxen mit bewähr­ten Rezepten und den dazu benö­tig­ten Zutaten in genau pas­sen­der Menge. Der Erfolg von «HelloFresh» basie­re auf dem hohen Qualitätsanspruch, sag­te PR-Manager Florian Anders vor Ort. Das Misstrauen gegen­über Food aus dem Internet sei gross. Der Konsument erwar­te aus­nahms­los beste Zutaten. Der klein­ste Fehler füh­re dazu, dass er abspringt. Anders ist in München auf­ge­wach­sen und lebt in Berlin, am Hauptsitz der Hello Fresh Group. Dort ken­ne man die Begriffe «Appenzellerland» und «Alpstein», wes­halb man auf die­se Einkaufsmöglichkeit auf­merk­sam gewor­den sei.

Regionale Zusammenarbeit

Ermöglicht wur­de ein ver­tief­ter Blick in die Produktionskette, die in der Brüterei in Mörschwil (Robin Geisser) beginnt und im Verarbeitungsbetrieb der Geflügel Gourmet AG in Staad endet. Vertrieb und Logistik lie­gen in den Händen der G. Bianchi AG in Zufikon, die auch die Schweizer Top-Gastronomie mit Geflügel belie­fert. Gemeinsam haben sie die Marke «Alpstein Poulet» auf­ge­baut. Fünf Landwirte rund um den Säntis betrei­ben einen Maststall, einer davon ist der Betrieb von Sepp und Evelyne Manser.

Starke Partner im Geschäft mit dem «Alpstein-Poulet (von links): Robin Geisser, Sepp und Evelyne Manser-Fässler und Luca Bianchi. (Bild: Rolf Rechsteiner)

Hochmoderne Anlage

Es hand­le sich um die modern­ste Pouletmaststall-Variante, erklär­te Robin Geisser den Besuchern. Produziert wer­de nach BTS-Normen, was «beson­ders tier­freud­li­che Stallhaltung» bedeu­tet. Die rie­si­ge Halle ver­fügt über eine Bodenheizung und ein auf­wän­di­ges Belüftungssystem. Tageslicht, ein natür­li­cher Tagesrhythmus und ab dem 21. Tag Freilauf in einem Wintergarten gehö­ren zum Standard. Das Futter wird auto­ma­tisch dosiert und zuge­führt, Wasser steht über ein Selbsttränkesystem rund um die Uhr zur Verfügung. Die Halle ver­fügt über einen Wiegeplatz. Küken, die sich nach Zufallsprinzip dort nie­der­las­sen, lie­fern Referenzdaten für den Zustand der Herde; die Gewichtszunahme kann so regel­mäs­sig über­prüft wer­den. Selbst der CO2-Gehalt der Luft wird auto­ma­tisch über­wacht. Sepp Manser wird vom System übers iPhone alar­miert, wenn abwei­chen­de Werte nach einer Korrektur rufen. Regelmässige Kontrollgänge gehö­ren aber zum Tagesablauf.

Die Küken bewe­gen sich auf trocke­ner Einstreu frei in der boden­be­heiz­ten Halle. Futterautomaten und Selbsttränken garan­tie­ren den Masterfolg. (Bild: Rolf Rechsteiner)

Optimaler Fleischzuwachs

Wie ein­gangs erwähnt, wer­den die Eier in Mörschwil in rie­si­gen Brutschränken aus­ge­brü­tet. Bevor die Küken ange­lie­fert wer­den, wird der total gerei­nig­te Stall mit fri­scher Einstreu (Holzpellets mit Kalkanteil) und Lockfutter, das auf Papier aus­ge­legt wird, ver­se­hen. «Die Bibeli sol­len fürs erste fast über das Futter stol­pern, bis sie mit dem Futterautomaten ver­traut sind», so der Fachmann. Anders als bei der Eierproduktion leben Hähne und Hennen in der Herde. Gewicht zule­gen ist ihre ein­zi­ge Aufgabe. Die Fleischrasse «Ross 3o8» ver­wer­tet das Futter opti­mal: Für ein Kilo Poulet wer­den nur 1,4 kg soja­freie Futtermischung mit hohem Anteil an Rheintaler Mais verbraucht.
Im Stall der Mansers könn­ten 8500 Poulets gemä­stet wer­den. Dem hohen Anspruch an das Tierwohl gehor­chend zählt die Herde jedoch nur 7000 Exemplare. In der zwei­ten Lebenshälfte wer­den erhöh­te Plattformen ange­bo­ten, auf denen sich bevor­zugt die Hennen aufhalten.
Das Leben der Poulets ist erstaun­lich kurz: Sie errei­chen die Schlachtreife schon nach dreis­sig Tagen. Dann wer­den sie bei Nacht in meh­re­ren Chargen in Transportkisten ver­frach­tet und zur Schlachterei gebracht. Sie ist in der Lage, 2000 Poulets pro Tag zu verarbeiten.

Nur in begrenz­tem Rahmen zulässig

Sepp Manser betreibt die Pouletmast als zwei­tes Standbein auf sei­nem Milchwirtschaftsbetrieb mit 25 Hektaren Grünfläche. Die Stallgrösse sei am Limit der Inneren Aufstockung bemes­sen wor­den. Für den Zugang zu einem Grossverteiler wäre die Kapazität zu gering. Aber mit der Wertschöpfung über die Qualität sei die Sache für ihn «inter­es­sant».
Den Stall hat er auf eige­nes Risiko gebaut. Mit sei­nen Partnern ver­bin­det ihn ein Vertrag, der halb­jähr­lich künd­bar ist.